Erfreuliches aus der Wissenschaft
Soja- oder Ackerbohne als Futtermittel?
Universität Göttingen untersucht Einfluss auf Fleischqualität von Zweinutzungshühnern
Wir freuen uns über dieses Ergebnis! Neben dem Kükentöten ist der Soja-Import eines unserer Hauptkritikpunkte bei den konventionellen und auch ökologischen Geflügelhaltung! Soja an sich ist keine schlechte Pflanze, sie wird aber in Massen auf eigens dafür gerodeten Regenwaldflächen angebaut und tausende Kilometer in die Tröge unserer Nutztiere transportiert. Die Zerstörung von Umwelt und Artenvielfalt zugunsten günstiger Geflügelprodukte in Europa ist ein ethisches Dilemma von unglaublichen Ausmaßen.
Die Forschung zum Einsatz von heimischen Eiweißträgern und die Verwendung von Resten der Lebensmittelproduktion sind unmittelbar mit dem Thema Zweinutzung und Klimawandel verbunden! Weiter so!
Mitteilung der Georg-August-Universität Göttingen:
Die derzeitige Praxis der Geflügelproduktion ist mit ethischen und ökologischen Bedenken verbunden. Die ethischen Bedenken umfassen unter anderem das Töten von männlichen Eintagsküken von Legehühnern. Ökologische Bedenken beziehen sich auf den Import großer Mengen an Sojabohnen als Futtermittel. Ein Forschungsteam der Universität Göttingen hat daher Alternativen untersucht: zum einen die Nutzung von heimischen Proteinquellen wie die Ackerbohne (auch bekannt als Feld- oder Saubohne), zum anderen die Nutzung von Zweinutzungshühnerrassen, die sowohl zum Eierlegen als auch zur Mast gehalten werden können. Das Ergebnis: Sowohl die Ackerbohne als Futtermittel als auch die Zweinutzungsrasse sind geeignete Alternativen, die keinen negativen Einfluss auf die Fleischqualität haben. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Foods erschienen.
Die Studie konzentrierte sich auf die Junghähne zweier Doppelnutzungsrassen (Vorwerkhuhn und Bresse Gauloise) und einer spezialisierten Legehuhnherkunft mit hoher Legeleistung (White Rock). Für die Mast wurde dreierlei Futter eingesetzt: eine Futtermischung mit Soja als Hauptproteinquelle und zwei Futtermischungen mit der Ackerbohne (Vicia faba) in verschiedenen Anteilen. Der Fokus der Studie lag auf dem Einfluss der Futtermittel auf die Fleischqualität der unterschiedlichen Rassen.
Die Ergebnisse der physikalisch-chemischen und sensorischen Analysen zeigen, dass die Ackerbohne als Futtermittel für Geflügel eingesetzt werden kann, ohne die Produktqualität negativ zu verändern. Ihre Nährstoffzusammensetzung macht die Ackerbohne zu einer geeigneten Alternative zu Sojabohnen als Proteinquelle in Futtermittel für Geflügel. Darüber hinaus hat die Ackerbohne den Vorteil, die heimische Bodenqualität zu verbessern, da sie Stickstoff bindet. „Ackerbohnen sind breitflächig angebaute Hülsenfrüchte, die das Potenzial haben, die heimische Landwirtschaft zu unterstützen, da sie die Abhängigkeit von Sojaimporten reduzieren und zu mehr Preiskontrolle führen können”, so Erstautorin Cynthia Escobedo del Bosque von der Universität Göttingen.
Der Einsatz von Zweinutzungsrassen wird erst seit wenigen Jahren erforscht. Diese Rassen können nicht mit der Lege- und Mastleitung der jeweils spezialisierten Rassen mithalten. „Unsere Forschung zeigt, dass Zweinutzungsrassen Eier und Fleisch vergleichbarer Qualität liefern können, aber in einer kleineren Menge“, erklärt Ko-Autor Prof. Dr. Daniel Mörlein von der Universität Göttingen. „Das bedeutet, dass die Kosten höher sind. Gleichzeitig werden aber durch den Verzicht auf das Töten der Küken das Tierwohl verbessert und die genetische Vielfalt in der Tierproduktion erweitert.“
Die Studie war Teil des Projekts „Potenziale der nachhaltigen Nutzung regionaler Rassen und einheimischer Eiweißfuttermittel in der Geflügelproduktion (PorReE)“. An der Fakultät für Agrarwissenschaften erforschen momentan vier Abteilungen die Grundlagen für eine nachhaltigere und gesellschaftlich akzeptierte Geflügelproduktion. Studien zu Produktwahrnehmung und Verbraucherakzeptanz werden gewöhnlich im Sensoriklabor der Fakultät durchgeführt.