Absage an Geschlechtsbestimmung im Ei

Absage an Geschlechtsbestimmung im Ei

Bioland und Demeter erteilen Geschlechtsbestimmung im Ei eine Absage

Die beiden Ökoverbände Bioland und Demeter nehmen Ostern zum Anlass, die Früherkennung im Ei erneut abzulehnen. Das aktuelle Ziel der Bundesregierung, ab 2022 keine geschlüpften Küken mehr töten zu dürfen, unterstützen die Verbände. Aktuell beworbene Ansätze, bei denen nach einer Geschlechtsbestimmung im Ei ausgebildete Embryonen vor dem Schlupf getötet werden, stellen für Bioland und Demeter jedoch keine Option dar.

„Anstatt Millionen von Euro in die Geschlechtsbestimmung im Ei zu stecken, müssen vielmehr Millionen von Küken aufgezogen werden“, sagt Stephanie Strotdrees, Vizepräsidentin Bioland e.V. „All die Verfahren verlagern das Problem nur, anstatt es zu lösen. Es gibt Alternativen zum Kükentöten. Sie lauten Zweinutzungshuhn und Bruderhahn-Aufzucht. Denn die Tiere haben einen Wert und ihren Platz bei uns auf den Höfen. Ich freue mich daher, unseren Kunden im eigenen Hofladen neben den Eiern meiner Legehennen, auch leckere Hähnchen anbieten zu können.“

Demeter-Vorstand Alexander Gerber ergänzt: „Das Bundeslandwirtschaftsministerium und die Handelsketten stecken seit einigen Jahren Millionen an Forschungsgeldern in die Geschlechtsbestimmung im Ei. Aber dies ist kein konsequenter Ansatz, um das Kükentöten zu beenden und um die Fehlentwicklung, in die sich die Geflügelwirtschaft in den letzten Jahrzehnten hineinmanövriert hat, wenden zu können. Statt die Küken nun einfach etwas früher zu töten, indem die männlichen Embryonen geschreddert werden, brauchen wir einen ganzheitlichen Ansatz, der Tierwohl, regionale Wertschöpfungsketten auch beim Futter und nachhaltigen Konsum verbindet.“

Gefahr der Verbrauchertäuschung eindämmen

Bezugnehmend auf die aktuelle Aldi-Kampagne warnt Strotdrees: „Die Verbraucher dürfen sich jetzt nicht von den großen Handelsketten täuschen lassen. Was auf den ersten Blick nach Tierwohl klingt, ist in Wahrheit ein Kükentöten in anderem Gewand. Alle aktuell verfügbaren Selektionsverfahren im Ei greifen zu einem Zeitpunkt ein, zu dem das Schmerzempfinden der Küken bereits ausgebildet ist. Die Vermarktung mit der Beschreibung ‚ohne Kükentöten‘ ist daher hochgradig irreführend. Einen Eierkonsum ohne Kükentöten gibt es nur mit Hahnenaufzucht.“

Ökologische Tierzucht – ohne Kükentöten

Für ihr gemeinsames Ziel haben Bioland und Demeter 2015 die gemeinnützige Ökologische Tierzucht GmbH (ÖTZ) gegründet. „Mit der ÖTZ haben wir die Züchtung des Ökohuhns der Zukunft auf den Weg gebracht. Hier werden beide Tiere aufgezogen: Hahn und Henne!“, so Gerber. „Während die Geschlechtsbestimmung im Ei die Symptome einer Marktentwicklung ausmerzen möchte, die von der Gesellschaft nicht mehr toleriert werden, wie nun das Kükentöten, stellt die Ökotierzucht die Systemfrage. Wir wollen eine in sich stimmige Geflügelhaltung. Artgerecht, natürlich Bio und mit einer Zucht in Bauernhand.“

Die Verbände appellieren an die Verbraucher, an Ostern und darüber hinaus auch weiterhin auf die Herkunft ihrer Eier zu achten. Neben der Frage nach der Hahnenaufzucht dürfe auch artgerechte Tierhaltung generell nicht aus dem Bewusstsein der Verbraucher geraten.

Hintergrund – Die Alternativen zum Kükentöten im Überblick

Mast der Bruderhähne: Seit rund zehn Jahren treten einige Initiativen dafür ein, die Brüder der Legehennen als sogenannte Bruderhähne aufzuziehen und zu mästen. Die bekanntesten Initiativen in Deutschland sind die Bruderhahninitiative Deutschland (BID) im Norden und der „Stolze Gockel“ von Peter Schubert im Süden. In beiden Projekten werden die Hähne 18 bis 20 Wochen gemästet. Mittlerweile gibt es eine breite Palette an Bruderhahn-Produkten (Fertiggerichte im Glas, TK-Waren, Wurst). In beiden Projekten wird die Mast der Hähne durch einen Zuschlag auf die Eier von rund 4 Cent pro Ei subventioniert. Der Verkauf der Fleischprodukte erfolgt in der Regel über die gleichen Wege wie der Verkauf der Eier. Verkaufsstellen des Bruderhahns gibt es unter www.bruderhahn.de/haendlerliste

Neben den Bruderhahn-Produkten im breiten Handel bieten immer mehr direktvermarktende Legehennen-Halter ganze Hähnchen und Teilstücke in ihren Hofläden und im Naturkosthandel an.

Zweinutzungshuhn: Einen Schritt weiter geht die Züchtung von Zweinutzungshühnern. Das sind Tiere, bei denen sowohl Hahn als auch Henne ohne Querfinanzierung durch die „andere Seite“ auskommen. Das heißt, der Hahn setzt genügend Fleisch an, und die Henne legt genügend Eier, um für einen Öko-Betrieb bei fairen Preisen wirtschaftlich zu sein. Bioland und Demeter haben 2015 die Ökologische Tierzucht gGmbH (ÖTZ) gegründet, die bereits vielversprechende Herden mit Zweinutzungstieren aus Gebrauchskreuzungen von Lege- und Mastrassen anbieten kann. Das Zweinutzungshuhn soll und wird unter rein wirtschaftlichen Aspekten nicht die jeweilige Leistungsfähigkeit der spezialisierten Mast- oder Legelinien erreichen. Zuchtziel ist ein an den Ökolandbau angepasstes robustes Huhn, das mit regionalen Futterkomponenten und Reststoffen der Nahrungsmittelerzeugung anstatt mit Import-Soja gefüttert wird. Für marktnah wirtschaftende Betriebe ist es damit eine echte Alternative zu den hochspezialisierten Linien der wenigen großen Zuchtkonzerne. Das ÖTZ-Zweinutzungshuhn macht die Landwirt*innen nicht nur unabhängig von den Konzernen, sondern auch von Futtermittel-Importen: Mehr dazu unter www.das-oekohuhn.de

Siehe die Pressemeldungen zum Thema von Bioland and Demeter.

Zum Artikel von TopAgrar