Weichenstellung, um die ökologische Eierproduktion und Hähnchen-Mast von multinationalen Zuchtunternehmen unabhängiger zu machen
Die frisch gegründete gemeinnützige Ökologische Tierzucht GmbH (ÖTZ) nutzt die BioSüd am 20. September in Augsburg, um sich dem Fachpublikum zu präsentieren und mit dem Naturkosthandel ins Gespräch zu kommen. Auf dem Demeter-Marktplatz in Halle 5/G 06 steht Inga Günther, die Geschäftsführerin der von Bioland und Demeter getragenen Organisation, für Informationen und Gedankenaustausch zur Verfügung.
Die ökologische Tierzucht gGmbH (ÖTZ) sorgt für eine wichtige Weichenstellung, um die ökologische Eierproduktion und Hähnchen-Mast von multinationalen Zuchtunternehmen unabhängiger zu machen. Mit der neuen Gesellschaft soll erstmalig in größerem Maßstab an einer für den ökologischen Landbau maßgeschneiderten Geflügelzucht gearbeitet werden. Im Mittelpunkt der Initiative von Bioland und Demeter steht die Weiterzucht von Lege- und Mastlinien, die bereits mehrere Jahre züchterisch bearbeitet wurden. So können zukünftig für den ökologischen Landbau geeignete Legehennen und Masttiere angeboten werden. Zudem wird an der Züchtung eines Zweinutzungshuhns gearbeitet. Bislang war die Bio-Branche bei Legehennen und Mastgeflügel weitgehend auf Zuchtlinien angewiesen, die für eine industrielle Intensivproduktion entwickelt wurden. Mit der neuen Gesellschaft wird zum ersten Mal in größerem Maßstab an einer für den ökologischen Landbau maßgeschneiderten, bäuerlichen Zuchtstruktur gearbeitet.
Zuchtziele sind insbesondere die Eignung der Tiere für ökologische Futterkomponenten wie heimische Leguminosen und für Auslaufhaltung sowie Resistenz gegen Krankheiten und Robustheit bei gleichzeitig wirtschaftlich erfolgreicher Lege- und Mastleistung. Die Züchtungsarbeit findet in enger Kooperation mit den Praktikern der beiden Bio-Verbände statt, wo es mit Brütereien, Elterntierhaltern, Aufzüchtern und einzelnen Züchtungsinitiativen bereits viel Know how gibt. Aber auch weitere Züchtungsinitiativen von Praktikern und der Austausch zwischen den Zuchtprojekten sollen unter dem Dach der Tierzucht-Gesellschaft Platz finden. Für die Gestaltung der Initiative wirbt die ÖTZ auch um Spenden, denn Züchtung ist langwierig und teuer.
Die Zucht von Legehennen liegt heute weitgehend in der Hand von wenigen weltweit operierenden Unternehmen, die die ganze Kette von Elterntierherden, Brütereien, Aufzucht und Legehennenhaltung sowie Mast und Schlachtung kontrollieren. Bisher hatten Bio-Landwirte keine wirkliche Alternative zu diesem System. Inzwischen sind jedoch auf einigen Bioland- und Demeter-Betrieben Legehennen aus der ökologischen Tierzucht aufgestallt. Ihre Produkte sollen in Zukunft dem Naturkostfachhandel die Chance bieten, sich als qualitätsorientierte Einkaufsstätte zu profilieren. Tierwohl und konsequente Alternativen durch ökologische Züchtung stoßen bei immer mehr bewussten Konsumenten auf großes Interesse und wachsende Kaufbereitschaft. Tiere aus freier ökologischer Tierzucht – so das Motto der ÖTZ – werden dafür an Bedeutung gewinnen.
3. September 2015