Foto: Tom Schäfer
„Dem Gehenden schiebt sich der Weg unter die Füße.“
Seit unserer Gründung im Jahr 2015 erleben wir täglich, wie sich dieser Satz von Martin Walser (aus dem Gedicht Mut) bewahrheitet. Aus einer Reihe von äußeren Umständen und besonderen Ereignissen hervorgegangen, haben wir Schritt für Schritt eine nachhaltige und zukunftsweisende Struktur im Bereich der ökologischen Tierzucht etabliert.
Wir haben uns Herausforderungen gestellt, immer neue Wege gefunden und sind stets vorangeschritten. Angetrieben von leidenschaftlichem Engagement und einer klaren Vision für eine bessere Tierhaltung haben wir uns kontinuierlich weiterentwickelt und können heute auf bedeutende Meilensteine zurückblicken:
In den 90er Jahren steckte die ökologische Geflügelhaltung noch in den Kinderschuhen. Käfighaltung war der traurige Standard und die meisten Legehennen hatten kaum Platz zum Atmen. Die ersten Richtlinien für Bio-Betriebe wurden gerade erst entwickelt und die Idee von Bio-Masthähnchen war nichts als Illusion. Doch mit wachsender Nachfrage nach ökologischen Lebensmitteln erkannten immer mehr Betriebe, dass es so nicht weitergehen konnte.
Im Jahr 2013 wurde es dann richtig ernst. Die Öffentlichkeit erhielt einen schockierenden Einblick in die Missstände der Nutztierhaltung. Berichte über unzumutbare Bedingungen und Futtermittelbetrug auch auf Biohöfen wurden veröffentlicht. Diese Vorfälle zeigten, dass die Art und Weise, wie Tiere gezüchtet, gehalten und gefüttert werden, grundlegende Mängel aufweist.
Insbesondere die Zucht auf Tiere, die entweder schnell wachsen und viel Fleisch ansetzen oder hohe Mengen an Eier legen sollen, wurde kritisiert, da sie eine intensive Nährstoffversorgung erfordert und viele tierschutzrelevante Themen mit sich bringen. Es wurde klar: Wenn wir es mit Bio ernst meinen, müssen wir umdenken. Dringend. Tierzucht und -haltung müssen Hand in Hand gehen. Sie müssen umweltfreundlicher, nachhaltiger und fair für alle sein!
Infolgedessen waren sich die Geflügelhalter der Bio-Verbände Demeter und Bioland einig: Wer etwas ändern will, muss in eine eigene, unabhängige Bio-Zucht investieren! Doch das war alles andere als einfach. Weltweit gab es keinen frei zugänglichen Genpool mit ausreichender Zuchthistorie und genetischer Bandbreite mehr – alles war bereits privatisiert und in Firmenbesitz.
Aber dann stießen wir auf einen echten Schatz: alte Zuchtbestände aus der DDR. Wissenschaftler der Universität Halle hatten diese wertvollen Tiere mit jahrzehntelanger Zuchthistorie für Forschungszwecke – nicht für den Handel – gehalten. Schon 1994 hatten die Pioniere Dr. Sigmar Götze und Jörg Bourget diese Tiere an der Universität Halle in Merbitz selektiert. Und wie es der Zufall wollte, standen sie 2014 bereit für ein neues Zuhause. Ein echter Glücksgriff!
Im Jahr 2015 gründeten Bioland und Demeter eine gemeinnützige GmbH mit dem Ziel, die ökologische Tierzucht voranzutreiben und ein innovatives Zuchtprogramm für Legehennen ins Leben zu rufen.
Unter der Geschäftsleitung von Inga Günther wurde mit zwei Herden der Hühnerrassen White Rock und New Hampshire der neue Zuchtstandort der ÖTZ in Goch / Nordrhein-Westfalen eingerichtet. Diese Tiere bilden nun die Grundlagen unserer Zuchtarbeit.
Zwei Jahre später erweiterte eine dritte Herde der fleischbetonten, französischen Rasse Bresse Gauloises die genetische Vielfalt unserer Zucht.
Schon vor der Gründung der ÖTZ hatte Inga Günther begonnen diese Tiere zu Hause am Bodensee zu selektieren. Sie waren die perfekte Ergänzung zu den bereits vorhandenen Rassen White Rock und New Hampshire.
Ein neuer Meilenstein in der ökologischen Geflügelzucht: Anfang 2019 wurden den Landwirten erstmals die ÖTZ-Kreuzungen „Coffee“ und „Cream“ vorgestellt, benannt nach den Farben ihres Federkleids. Gleichzeitig hat sich die ÖTZ weiter auf die Reinzucht der ÖTZ Bresse Gauloise spezialisiert.
Mit der Einführung des Rinderzuchtbereichs begann im November 2020 ein neues Kapitel. Die Rinderhaltung, ein wesentlicher Bestandteil der ökologischen Landwirtschaft, erhielt nun auch bei der ÖTZ die nötige Aufmerksamkeit. Dr. Carsten Scheper übernimmt seitdem die Verantwortung für diesen Bereich.
2025 feiern wir unser zehnjähriges Bestehen – ein Jahrzehnt voller Engagement, Innovation und Leidenschaft für die ökologische Tierzucht und generell mehr Tierwohl in der Landwirtschaft.
Aber das ist erst der Anfang!
Unter dem Dach der ÖTZ sollen künftig noch weitere Rassen und Nutztierarten aufgenommen werden. Gleichzeitig setzen wir unsere intensive Forschung und Zucht fort und bieten umfassende Aufklärung und Unterstützung für unser Kunden, um unsere Vision von eigenständigen bäuerlichen Strukturen, Artenvielfalt, klimafreundlicher und zukunftsfähiger Nutztierhaltung weiter voranzubringen.
Fotos: Dr. Carsten Scheper | ÖTZ; Maxi Strauch; Miriam Tacke | ÖTZ; Benhoefer | Pixabay
2017 haben wir die transpondergestütze Handfallnestkontrolle eingeführt. Damit sind wir in der Lage, jedes Ei individuell zu erfassen, dem Huhn zuzuordnen und nach Größe, Schalenstabilität, Form etc. zu beurteilen. Gleichzeitig ermöglicht uns die Handfallnestkontrolle eine exakte Beobachtung der Tiere und trägt zur Optimierung ihres Wohlbefindens bei.
Das Prinzip ist einfach: Das Huhn betritt ein Nest, das durch einen Mechanismus für die Dauer der Eiablage verschlossen wird. Nach dem Legen rollt das Ei heraus. Das Huhn wird über einen Transponder erfasst und darf wieder zurück zur Herde.
Üblicherweise werden ZuchttiereElterntiere (im Kontext der Tierzucht) sind speziell ausgewählte Tiere, die zur Fortpflanzung eingesetzt werden, um genetische Merkmale gezielt an die Nachkommen weiterzugeben. Sie bilden die Basis für die Züchtung von Tieren mit gewünschten Eigenschaften, wie etwa hoher Leistung, Gesundheit, Robustheit oder spezifischen Merkmalen. Merkmale von Elterntieren: Einsatz in der Zucht: Elterntiere können in verschiedenen Zuchtprogrammen verwendet werden, z. B. in der Reinzucht oder Kreuzungszucht. Gezielte Auswahl: Elterntiere werden nach bestimmten Kriterien ausgewählt, wie genetischer Vielfalt, Fruchtbarkeit, Gesundheit oder Leistung. Genetische Weitergabe: Sie tragen die Gene, die in einer Zuchtlinie oder Population verstärkt werden sollen. Mehr in Käfigen gehalten, um diese Leistungsdaten zu gewinnen. Wir sind stolz darauf, dass es uns durch den Einsatz moderner Technik und Datenverarbeitungssysteme gelingt, die nötigen Daten zu erfassen und gleichzeitig den Tieren Auslauf, frische Luft und arteigenes Verhalten zu ermöglichen.
Im Jahr 2018 haben wir die Handfallnestkontrolle mit einer neuen Datenbank verknüpft. Diese individuelle Software ermöglicht uns die präzise Erfassung aller tier- und zuchtrelevanten Daten, was unsere Zuchtprozesse erheblich verbessert und die Grundlage zur Zuchtwertschätzung optimiert.
Zuchthühner und ihre Bruteier unterliegen strengen Hygienevorschriften, da ihre Nachkommen auf zahlreichen Höfen gehalten werden. Als weltweit einziges biozertifiziertes Geflügel-Zuchtunternehmen haben wir ein umfassendes Hygienekonzept entwickelt, das den hohen Anforderungen für geschlossene Stallsysteme entspricht, bei uns aber mit Grünauslauf funktionieren muss.
Ohne dieses Hygienekonzept wären Brutei-Lieferungen in andere EU-Länder oder an größere heimische Betriebe nicht möglich.
Die ÖTZ ist das weltweit einzige Zuchtunternehmen mit Zuchttieren im Grünauslauf und 100 % Biofütterung. Der an die Zuchtstallungen angrenzende, natürlich gewachsene Wald konnte von uns als Auslauf zertifiziert werden, was unsere Hühner besonders freut, da sie ursprünglich Waldrandbewohner sind. Die Tiere fühlen sich sicher unter Bäumen und Sträuchern und finden neben natürlichen Sandbadeplätzen auch Wurzeln und Insekten zur Bereicherung des Speiseplans.
Im Rahmen des Öko2Huhn Projektes führen wir seit 2022 jährlich ein zwei- tägiges Online-Fachforum durch. Im Fokus stehen aktuelle Fragestellungen zur Zucht, Haltung, Fütterung und Vermarktung von Zweinutzungshühnern. Die Themen werden aus dem Fokus der Wissenschaft als auch der Praxis beleuchtet.
Bemerkenswert ist die hohe Qualität der Beiträge und Aufnahmen (nicht nur inhaltlich), da wir das Forum aus einem Studio in Leipzig streamen.
Alle Beiträge werden aufgezeichnet und stehen Interessierten frei zur Verfügung.
2021 gründeten wir einen Fachbeirat für die ÖTZ-Rinderzucht, der aus erfahrenen Landwirten, Beratern und Wissenschaftlern besteht. Dieser Beirat unterstützt uns mit wertvollem Wissen und Expertise, um unsere Rinderzucht weiterzuentwickeln.
Im Jahr 2022 veranstalteten wir unser erstes Fachforum für Ökologische Rinderzucht, bei dem die ersten Fachbeiträge und Erkenntnisse präsentiert wurden. Dies markierte einen wichtigen Schritt in der Vernetzung und Wissensweitergabe innerhalb der Branche.
Im August 2023 haben wir den RZÖkoRZÖko steht für Relativzuchtwert Öko in den Rassen Holstein-Schwarzbunt und Holstein-Rotbunt. Der RZÖko ist ein Gesamtzuchtwert, der die in ihm enthaltenen einzelnen Merkmale (bspw. die Nutzungsdauer oder die Körperkondition) und Merkmalskomplexe (bspw. den Komplex der Gesundheitsmekmale im RZGesund) im Sinne eines ökologisch geprägten Zuchtziels gewichtet. Er dient damit sowohl Zuchtorganisationen als auch praktischen Züchtern als direktes Selektionswerkzeug zur systematischen Realisation eines ökologischen Zuchtziels. Er ist in seiner Zielrichtung vergleichbar mit dem ÖZW in den Rassen Fleckvieh und Braunvieh. Mehr eingeführt, den ersten ökologisch geprägten Gesamtzuchtwert für die Rasse Deutsche Holsteins (Schwarz- und Rotbunt). Der von der ÖTZ in Kooperation mit dem Bundesverband Rind und Schwein (BRS) entwickelte Zuchtwert ist ein wichtiger Meilenstein für die Aufbauarbeit des Rinderzuchtbereiches der ÖTZ und die ökologische Rinderzucht an sich.
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