Langlebig und gesund für nachhaltiges Tierwohl

Ökologische Zuchtziele & Zuchtwerte

Eine stark grundfutterbasierte, ökologische Rinderhaltung ist auch im Licht der gesellschaftlichen Diskussionen zur Zukunft der Tierhaltung ein essenzieller Baustein für eine zukunftsorientierte Landwirtschaft. Zukunftsgewandte Betriebe brauchen angesichts der Herausforderungen, mit denen der Klimawandel sie konfrontiert, Tiere, die bei zunehmend schwankenden Grundfutterqualitäten anpassungs- und widerstandsfähig sind. Daher spiel in der Rinderzucht ein ausgewogenes Verhältnis von Langlebigkeit, Gesundheit und Leistungsfähigkeit eine Schlüsselrolle für Zuchtentscheidungen über Generationen hinweg.

Eine wichtige Aufgabe der ÖTZ im Rinderbereich ist die Definition entsprechender ökologischer Zuchtziele in den verschiedenen Rinderrassen zur Orientierung für ökologische Betriebe und Zuchtorganisationen.

Gesamtzuchtwerte sind die zahlenmäßigen Umsetzungen der ausformulierten Zuchtziele. Für die ökologischen Zuchtziele gibt es mit dem ÖZW bei Fleckvieh und Braunvieh und dem RZÖko bei Holsteins bereits solche Umsetzungen. Die ÖTZ ist an der Weiterentwicklung und Vermittlung dieser Zuchtwerte beteiligt.

RZÖko

ökologisch Geprägter Gesamtzuchtwert für Deutsche Holsteins

Im August 2023 wird mit dem RZÖko erstmalig ein ökologisch geprägter Gesamtzuchtwert für die Rasse Deutsche Holsteins (Schwarz- und Rotbunt) veröffentlicht. Der von der ÖTZ in Kooperation mit dem Bundesverband Rind und Schwein (BRS) entwickelte Zuchtwert ist ein wichtiger Meilenstein für die Aufbauarbeit des Rinderzuchtbereiches der ÖTZ und die ökologische Rinderzucht an sich.

Einfach erklärt

Zielstellung und Zusammensetzung

Der RZÖko richtet sich auf die speziellen Anforderungen ökologischer und extensiv wirtschaftender konventioneller Betriebe aus. 

Die im RZÖko vereinten und gewichteten Eigenschaften helfen den Züchtern in ihrem Zusammenwirken langlebige, gesunde und besser konditionierte Tiere zu züchten. Die negative Berücksichtigung der Milchmenge und die Berücksichtigung der Körperkondition sind hierfür wegweisende Alleinstellungsmerkmale des Zuchtwerts.

Wie setzt sich der RZÖko zusammen?

Orientiert an den besonderen Rahmenbedingungen und Anforderungen für ökologische Milchviehbetriebe setzt der RZÖko einen klaren Schwerpunkt bei der Funktionalität.

Die hohe Gewichtung (2/3) der Nutzungsdauer (38% RZN) und direkten Gesundheitsmerkmale (RZGesund 21%) zielt darauf ab, frühzeitige und vermeidbare Abgänge zu verhindern.

Als weitere funktionale Merkmale sind zudem die Körperkondition (5% BCS) und die Kalbeeigenschaften der Mutter (3% RZKm) enthalten.

Die Hereinnahme des BCS soll die Konditionierung der Tiere verbessern und zu einer höheren Widerstandsfähigkeit führen.

Die Leistungskomponente (1/3) setzt sich aus einer marktgerechten Gewichtung der Inhaltsstoffe mit 18% Eiweiß-kg und 9% Fett-kg sowie der negativen Gewichtung der Milchmenge (6%) zusammen. Ziel ist eine angepasste Milchleistung mit hohen Inhaltsstoffen. Tiere mit hoher Milchmengenvererbung aber ohne gute Inhaltsstoffvererbung werden gezielt bestraft.

Umstellung

RZÖko als Zuchtwertkriterium der ÖTZ

Die zahlreichen ökologischen Milchviehhalter, die die Rasse Holstein züchten, erhalten mit dem RZÖko ein neues Hilfsmittel, um schneller geeignete Besamungsbullen zu finden. Die von der ÖTZ zur Verfügung gestellten Bullenempfehlungen werden für die Rasse Deutsche Holsteins auf den RZÖko als Zuchtwertkriterium umgestellt.

 

Ökologisch und extensiv wirtschaftende Betriebe streben an, ihre Tiere vornehmlich aus dem eigenen Grundfutter, ergänzt um möglichst regionale Futtermittel, zu versorgen. Das hohe genetische Potential der Rasse Deutsche Holsteins führt zur Herausforderung die Tiere leistungsgerecht zu versorgen und auszufüttern, allen voran in der Frühlaktation. In Relation zur hohen ökonomischen Bedeutung der Leistungsmerkmale, insbesondere der Inhaltsstoffe, braucht es daher moderate Milchmengen bei guten Inhaltsstoffen. Der RZÖko greift diese Herausforderung in der Leistungskomponente auf.

Grafik wird aufgearbeitet
Foto: Dr. Carsten Scheper

Wo liegen die Stärken?

Gut zu wissen

Der RZÖko hat seine Stärken entsprechend der Zielstellung klar in den Bereichen Nutzungsdauer und Gesundheit. Bei RZN und RZGesund realisiert der RZÖko den höchsten Zuchtfortschritt im Vergleich der Gesamtzuchtwerte.

 

Die Integration des BCS führt zu besser konditionierten Tieren, die mehr Körperreserven erhalten. Über die Beziehung der enthaltenen Merkmale führt der RZÖko effektiv zu kleineren, mittelrahmigen Tieren.

 

Trotz der negativen Gewichtung der Milchmenge führt der RZÖko zu einem leicht positiven Zuchtfortschritt in der Milchmenge bei gleichzeitig hohem Zuchtfortschritt in den Inhaltsstoffgehalten vor allem beim Eiweiß (Eiweiß % und Fett %).

Wie geht es weiter?

Weiterentwicklung von RZÖko

Der RZÖko ist in Zusammenarbeit mit der Ökologischen Tierzucht gGmbH (ÖTZ), dem BRS, dem Rechenzentrum vit und Prof. Swalve (Uni Halle) entstanden. Bei der Entwicklung wurden Forschungsergebnisse aus dem Projekt „Longlife“, das von Prof. König (Universität Gießen) und Prof. Swalve geleitet wurde, berücksichtigt.

 

Die Projekt- und Entwicklungspartner streben an den Zuchtwert regelmäßig zu evaluieren und weiterzuentwickeln. Im Austausch mit Praktikern und Berater wurden während der Entwicklungsphase weitergehende Anforderungen und mögliche Entwicklungsschritte bspw. für zusätzliche Merkmale wie die Steigerungsfähigkeit und die Persistenz bereits gesammelt. Konkrete Schritte zur Weiterentwicklung müssen mit Bedacht geprüft und vorbereitet werden.

 

Wir als ÖTZ danken dem BRS, dem Rechenzentrum vit und den Zuchtorganisationen für die gute Zusammenarbeit bei der Entwicklung und freuen uns auf die Fortsetzung des kritisch-konstruktiven Dialogs bei der Weiterentwicklung des RZÖko.

RZÖko
Foto: Dr. Carsten Scheper
Dr. Carsten Scheper - Geschäftsführung und Leitung Rinderzucht

Wir stehen mit Rat und Tat zur Seite 

Kontakt

Für eine individuelle Beratung melde dich gern direkt bei:

 

Dr. Carsten Scheper

Mobil: +49 (0) 151 507 594 22

Mail: carsten.scheper@oekotierzucht.de