Forschung und Praxis

Projekte

Züchtung ist ein nie endender, fortlaufender Prozess und mit jeder Generation tauchen neue Herausforderungen und Fragestellungen auf. Die Suche nach den Antworten gelingt am Besten durch eine ständige Vernetzung und den Austausch mit Forschungsinstituten, Universitäten, Beratungsorganisationen und den landwirtschaftlichen Praktikern – national wie international.

Ohne die Kooperation mit einer großen Zahl engagierter Forschenden und die finanzielle Unterstützung durch den Bund (Bundesprogramm Ökolandbau), die Bundesländer und private Stiftungen wäre unsere Arbeit in dieser Form nicht möglich – damals wie heute.

Übersicht

Laufende Projekte

Zweinutzungshühner im Ökolandbau

ÖKO2HUHN

Zweinutzungshühner im Ökolandbau – Zucht und Potentialermittlung geeigneter Herkünfte sowie Umsetzung in die Praxis.

Seit 2017 fördert das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau den Aufbau einer ökologischen Hühnerzucht in Deutschland.

Die weitreichenden Probleme der einseitig ausgerichteten konventionellen Basiszucht wurden erkannt und der Ansatz der Zweinutzung von Hühnern im ökologischen Landbau intensiv gefördert. In den beiden Projekten ÖkoHuhn (2017-2019) und Öko2Huhn (2020-2026) finden sich die vielfältigen Erzeugerstrukturen und Ansprüche der Branche an das Zweinutzungshuhn wieder. Wir betrachten in den Projektverbünden die verschiedenen Ansätze mit Rassehühnern, Kreuzungen und Hybriden.

Im laufenden Öko2Huhn Projekt arbeiten wir an verschiedenen Fragestellungen in Zusammenhang mit unserem Zuchtprogramm und den Reinzuchtlinien Bresse Gauloise, New Hampshire und White Rock. Auch der Zuchtstandort in Goch wurde in den Projekten kontinuierlich weiterentwickelt.

In weiteren Projektteilen führt die Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde bundesweit Herkunftsvergleiche auf landwirtschaftlichen Betrieben und Versuche zur Optimierung des Managements von Zweinutzungshühnern durch. Wiederkehrende Probleme und die Wirksamkeit von Maßnahmen werden dabei untersucht.

Ein weiterer Projektteil der Universität Hohenheim und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf beschäftigt sich mit dem Aufbau einer vitalen Zuchtpopulation des Sundheimer Huhns für den Ökolandbau und der Überführung in die Praxis. Dabei wurde ein Mobilstall für Leistungsprüfungen und Anpaarungen von Hühnern unter Ökobedingungen entwickelt, zur Stärkung bäuerlicher Zuchtstrukturen. In den sechs getrennten Abteilen mit eigenen Auslaufbereichen kann die Legeleistung nun tierindividuell erfasst werden.

Ansprechpartner zum Projekt:
Elias Schmelzer | elias.schmelzer@bioland-beratung.de

ÖTZ-Coffee Küken
Foto: Dr. Carsten Scheper | ÖTZ

Dieses Projekt wird durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Rahmen des Bundesprogrammes Ökologischer Landbau gefördert.

WerterHahn
Foto: Eva Wolf | Demeter

Dieses Projekt wurde durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Rahmen des Bundesprogrammes Ökologischer Landbau gefördert.

Wertschöpfungskette Hahnenfleisch

WerterHahn

Warum das Projekt WerterHahn wichtig ist/war? 
Grundsätzlich konzentriert sich der ökologische Hühnermarkt stark auf die Eierproduktion also auf Legehennen, während Geflügelfleisch, insbesondere das von Bruderhähnen und Zweinutzungshähnen, nur schwer den Weg in den Markt findet. Ein wesentlicher Grund hierfür ist die Mastleistung dieser Hähne, die im Vergleich zu spezialisierten Mastlinien erheblich geringer ist, sowie die besondere Fleischqualität dieser Hähne. Das Projekt WerterHahn ist daher 2022 mit dem Ziel an den Start gegangen, eine bundesweite aber regional strukturierte Wertschöpfungskette für diese ökologisch erzeugte Bruder- und Zweinutzungshähne zu entwickeln. Durch die Vernetzung von Züchtung, Landwirtschaft, Verarbeitung, Handel und Gastronomie sollten bestehende Strukturen ausgebaut und neue Wege in der Vermarktung etabliert werden. Basis dieser Vernetzung sollte eine digitale Plattform sein, auf der sich Angebot und Nachfrage treffen.

 

Was waren die konkreten Maßnahmen im Projekt? 

Gemeinsam mit der Brudertier Initiative Deutschland e.V. und der Bauckhof GmbH wurde 2021 eine Koordinationsstelle WerterHahn geschaffen. Angesiedelt ist und geführt wird diese Stelle von der ÖTZ. Maria Herrmann und Joachim Jeske arbeiten seitdem als Wertschöpfungskettenmanager in dem Projekt daran, die Akteure entlang verschiedener Lieferketten zu vernetzen. Eine der ersten Maßnahmen war eine Status-Quo-Ermittlung unter Landwirtschafts- und Verarbeitungsbetrieben. Die Ergebnisse zeigten, dass ca. 80% der Betriebe ihren Vertrieb stark auf die Direktvermarktung ab Hof ausgerichtet haben. Dies gilt sowohl für das Hahnenfleisch als auch die Eier. Um aus dieser Erkenntnis die Vermarktungsmöglichkeiten der einzelnen Betriebe zu erweitern, wurde im nächsten Schritt die Kooperation mit dem Betreiber eines Portals als digitalen Hofladen, in einem Testlauf, erprobt. Unsere bisherigen Erfahrungen in diesem Test verdeutlichen, wie wichtig und herausfordernd die tägliche Pflege von Daten in einem solchen System ist. Nur wenn dies auf den einzelnen Betrieben im Tagesgeschäft gelingt, können auch stabile und langfristig funktionierende Vermarktungsstrukturen entstehen. 

Um weitere Akteure in die Vermarktungskette einzubinden, wurden die Aktivitäten ausgeweitet. Unter anderem im Rahmen des ÖTZ-Fachforums, durch Handelsschulungen in Zusammenarbeit mit dem Bildungsnetzwerk Naturkost (Binako) sowie auf Großhandels- und Biomessen. Individuelle Informations- und Schulungsangebote entstanden.

 

Was sind die bisherigen Erkenntnisse aus der Arbeit? 
Die größte Herausforderung bleibt, einen kontinuierlichen Absatzmarkt zu schaffen. Hier sind wir auf den Willen und die Unterstützung aller Akteure entlang der Wertschöpfungsketten angewiesen. Die regional und lokal zum Teil sehr unterschiedliche Infrastruktur zur Verarbeitung und Vermarktung des Hahnenfleisches, sowie die stark unter Druck geratenen Marktpreise zeigen auf, dass eine digitale Plattform, wie ursprünglich geplant, die Lücken nicht schließen kann.  
Auch wenn einzelne Teilprojekte – z.B. die Beimischung von Bruder- und ÖTZ-Hahnenfleisch in Bio-Nuggets ab 2026 – aus dem WertenHahn-Projekt hervorgegangen sind, bleiben die Herausforderungen für die Zukunft groß.

 

Was wir weiter tun müssen? 
Das Projekt endet zum 31.12.2024, da die Förderung ausläuft. Für die ÖTZ, unsere Partner und Förderer bleibt es allerdings ein Anliegen, den Bruderhahn aus seiner undankbaren Rolle bei der Erzeugung von Geflügelfleisch zu führen. Auch wenn die Züchtungsarbeit der ÖTZ nicht zum Ziel hat „Masthühner“ für den Massenmarkt zu züchten, werden wir weiter daran arbeiten, dem Markt einen ausgewogenen Hahn anbieten zu können. Ziel dabei bleibt das Tierwohl, die nachhaltige Kreislaufwirtschaft und ein wohlschmeckendes Produkt.    

 

Ansprechpartner zum Projekt: Joachim Jeske | joachim.jeske@oekotierzucht.de

Bruteier aus ökologischer Zucht

Wertes Brutei

Ein Projekt, das die Bildung und Koordination regionaler Vermarktungskooperationen sowie internationaler Vermarktungsketten von Bruteiern, Eintagsküken und Junghennen aus der ökologischen Züchtung zum Ziel hat.

 

Im Rahmen des dreijährigen Projekts, welches im September 2023 gestartet ist, will die ÖTZ in Zusammenarbeit mit ihren Partner-Brütereien Konzepte entwickeln, um den Absatz von Bruteiern, Eintagsküken und Junghennen zu stärken. Der Fokus liegt hierbei auf der Stärkung regionaler Vertriebswege, aber auch nationale und internationale Lieferketten sollen unterstützt und weiterentwickelt werden. 

 

Dabei ist eines der Projektziele eine gemeinsame Vermarktungsplattform zu etablieren, die eine regionale, flexible, administrativ niederschwellige und effiziente Beschaffung von ÖTZ-Jungtieren bereitstellt und bei Interesse der Landwirte eine optionale Schnittstelle zu anderen Angeboten der ÖTZ wie Beratung, Verbraucherinformation und Vermarktungsunterstützung ermöglicht. Ein weiteres Ziel liegt in einer Weiterentwicklung des Bestell- und Auslieferungsmanagements, um die Planbarkeit für die Betriebe zu erhöhen sowie der Implementierung eines Qualitätsmanagementsystems um die Qualität der ausgelieferten Tiere (Gewicht, Einheitlichkeit und Gesundheitszustand) weiterzuentwickeln. Ein zusätzlicher Schwerpunkt liegt auf dem Kunden-Management. Die Kunden-Zufriedenheit soll kontinuierlich gesteigert werden, aktuelle Reklamationsgründe analysiert und beseitigt werden.

 

In Zusammenarbeit mit den regionalen Partner-Brütereien soll bei erfolgreicher Implementierung aller Projektaspekte zum Ende des Projekts mind. 200.000 ÖTZ-Eier pro Jahr regional ausgebrütet und vertrieben werden. In einer ähnlichen Größenordnung liegt die Erwartung für den nationalen, zentralen Vertrieb über die Brüterei Hockenberger, einem der Kooperations-Partner.

 

Das Vorhaben wird im Rahmen einer Förderung von Biowertschöpfungsketten des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und anderer Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) durchgeführt.

 

Für mehr Informationen und bei Fragen schreib uns gerne an: info@oekotierzucht.de

WertesBrutei
Foto: Wolfgang Schmidt

Dieses Projekt wird durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Rahmen des Bundesprogrammes Ökologischer Landbau gefördert.

Hühner fressen Flowfeedchickins
Foto: Christoph Beetz

Dieses Projekt wird durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Rahmen des Bundesprogrammes Ökologischer Landbau gefördert.

Alternative Proteinquellen für die Praxis

Slowfeedchickins

Die Ökologische Tierzucht gGmbH (ÖTZ) ist Teil des Konsortiums, das in dem Projekt „sLowFeedChickIns – Optimierte Nährstoffversorgung von Zweinutzungshühnern – Angepasste Rationen, alternative Proteinquellen, Auswirkungen und Anpassungsmöglichkeiten“ neue Wege aufzeigen will, wie die Haltung von Zweinutzungshühnern im Hinblick auf regionale Rohwarenbeschaffung, reduzierte Humanernährungskonkurrenz und Herkunft der Proteinkomponenten optimiert werden kann.

 

 

Das Vorhaben wird gefördert im Rahmen der „Bekanntmachung über die Förderung von Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zur Sicherung einer nachhaltigen Ernährung landwirtschaftlicher Nutztiere unter sich wandelnden klimatischen Bedingungen“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und hat eine Laufzeit von 4 Jahren. Es wird durchgeführt in Zusammenarbeit mit der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (Institut für Tierernährung), der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (FG Ökologische Tierhaltung), dem Thünen Institut (Institut für Ökologischen Landbau), dem Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie und der Bioland Beratung, die gemeinsam mit der ÖTZ die Projektkoordination übernimmt.

 

In der Grundannahme geht das Projekt davon aus, dass Zweinutzungshühner eine höhere Toleranz hinsichtlich der Futtermittelkomponenten und der Nährstoffdichte aufweisen und insgesamt aufgrund der geringeren metabolischen Aktivität eine höhere Resilienz gegenüber des Klimawandels und der damit einhergehenden Temperaturveränderungen zeigen werden.

Es soll sowohl untersucht werden, inwiefern die aktuell im Ökolandbau empfohlene Proteindichte schrittweise reduziert werden kann und im zweiten Schritt emissionssensible Proteinkomponenten wie Soja- oder Sonnenblumenpresskuchen durch verschiedene Insekten und Makroalgen ausgetauscht werden können, bei gleichzeitig für die Geflügelfütterung optimierter Proteinmatrix.

 

Die Versuche erfolgen im Rahmen von Wahlversuchen in Kleingruppen und im Anschluss daran in praxisrelevanten Herdengrößen, sowohl in Bezug auf Legehennen als auch auf Masttiere.

 

Begleitend dazu werden unterschiedliche Versuche durchgeführt, um zum einen die Futtermittelsicherheit der eingesetzten Komponenten näher zu beleuchten und zum anderen ein klimaneutrales Potential bei der Erzeugung der alternativen Proteinquellen darzustellen.

 

Das Projekt und die Projektergebnisse fokussieren dabei stark auf die Umsetzbarkeit in der aktuellen landwirtschaftlichen Praxis und das Projektteam steht daher fortlaufend in engem Kontakt mit Futtermühlen, landwirtschaftlichen Betrieben und Herstellern der Futtermittelkomponenten. Unterm Strich sollen Futtermischungen entwickelt werden, die eine optimale Nährstoffversorgung unter maximalem Einsatz von regionalen Komponenten gewährleisten und aufgrund des hohen Einsatzes von Stoffnebenströmen eine möglichst geringe Konkurrenz zur Humanernährung darstellen.

 

 

Ansprechpartnerin für weitere Informationen ist Inga Günther (Projektleitung): inga.guenther@oekotierzucht.de

Natürlich haben Kühe Hörner

Horn-Kuh

Horntragende Rinderzucht sichern, Kuhfamilienzucht und alte Rassen 

Zum 01.02.2024 hat ein neues, von der Software AG Stiftung gefördertes, Projekt zur ökologischen Rinderzucht begonnen. Am Projekt beteiligt sind neben der Ökologischen Tierzucht gGmbH, der Demeter Beratung e.V., der Demeter Landesverband Bayern, die Gesellschaft zur Erhaltung alter und bedrohter Haustierrassen (GEH) und Demeter im Norden. Für einen Zeitraum von 5 Jahren ermöglicht dieses Projekt erstmals konkrete Inhalte zur Rinderzucht in die Beratungstätigkeiten der beteiligten Projektpartner fest zu integrieren.

 

Hörnertragende Rinderzucht sichern 

Der Schlüssel für die Sicherung der Zucht horntragender Rinder ist die Aktivierung und Vernetzung der Betriebe untereinander und die gleichzeitige Unterstützung der Betriebe bei diesen Aktivitäten durch eine Beratung. Das im Zuge von Vorgängerprojekten aufgebaute, verbandsübergreifende Netz an Betrieben, die aktiv Rinder mit Hörnern züchten, soll weiter ausgebaut werden. Hierfür wird die bestehende Webseite hornkuh.de zeitnah überarbeitet und die dort angesiedelte Betriebsdatenbank und -darstellung stärker in den Mittelpunkt rücken. Bestehende Beratungsangebote (bspw. die gezielten Bullenempfehlungslisten der ÖTZ, Unterstützung im Management von horntragenden Herden) sollen erweitert und weiterentwickelt und eng mit den Inhalten zur Kuhfamilienzucht abgestimmt werden.

Die Kuhfamilienzucht als geeignete Zuchtmethode ist insbesondere für Betriebe, die mit dem Natursprung arbeiten wollen, interessant. Das Projekt will neue Betriebe für die Kuhfamilienzucht begeistern, beratend unterstützen und Betriebe, die die Methode bereits anwenden besser vernetzen.

Über die Kooperation mit der GEH soll in den kommenden Jahren eine gezielte Unterstützung von Betrieben, die mit alten und bedrohten Rassen arbeiten, erreicht werden.

Zu Folgenden Inhalten können Projektbetriebe von uns unterstützt werden: Anpaarungsberatung, Zuchttierauswahl, Managementempfehlungen bei Herausforderungen in der Haltung horntragender Herden, Berechnung Inzuchtkoeffizienten, Triple-A.


Neben gezielter, betriebsindividueller Beratung wollen wir durch Veranstaltungen und den Aufbau von regionalen Arbeitskreisen die Vernetzung der Betriebe stärken.

Ansprechpartnerin zum Projekt: Mabelle Tacke | mabelle.tacke@oekotierzucht.de

Projekt Hornkuh
Foto: Dr. Carsten Scheper | ÖTZ

Dieses Projekt wird durch die Software AG Stiftung gefördert.

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Zur Förderung

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