Dreiste Werbelüge von Aldi zu Ostern

Pressemitteilung vom 02.04.2020

Die Ökologische Tierzucht gGmbH (ÖTZ) begrüßt, dass Aldi sich vornimmt, das Töten der geschlüpften Hahnen-Küken der von ihnen vertriebenen Eier schrittweise bis 2022 abzuschaffen. Doch zum einen ist die Behauptung schlichtweg falsch, als erster Lebensmittelhändler das gesamte Schaleneiersortiment auf Eier umzustellen, die ohne Kükentöten produziert würden. Zum anderen werden mit der gewählten Methode der Geschlechtsbestimmung im Ei die männlichen Küken trotzdem nutzlos und aus rein wirtschaftlichen Gründen getötet – nur eben vor dem Schlupf.
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Aldi Nord behauptet in seinem aktuellen Wochenprospekt (30.3-4.4.2020) auf S. 35:
„Als erster Lebensmittelhändler verpflichten wir uns gemeinsam mit ALDI SÜD, das gesamte Schaleneier-Sortiment umzustellen und damit das Kükentöten zu beenden.*“
*Schrittweise bis 2022

 

„Wir halten diese Aussage für eine klare Falsch-Behauptung, welche die Verbraucherinnen und Verbraucher irreführen kann“, erklärt ÖTZ-Geschäftsführerin Inga Günther. Denn Tatsache ist, dass bereits seit 2013 viele Bio-Lebensmittelgeschäfte und Bio-Hofläden ausschließlich Eier im Sortiment haben, für die keine männlichen Küken aussortiert und getötet wurden. Bei ihrer natürlichen Produktion wird garantiert, dass entsprechend der geschlüpften Legehennen die gleiche Anzahl von Hähnen aufgezogen wird (Bruderhähne). Diese Eier (sogenannte „Bruderhahn-Eier“) oder Eier von ÖTZ-Zweinutzungshühnern haben viele Läden des Naturkostfachhandels im Sortiment – und zwar einzig und allein solche! Wie beispielsweise der Bio-Filialist Basic aus München: „Wir verkaufen schon seit Jahren konsequent ausschließlich Eier ohne Kükentöten, eine Umstellung ist nicht nur machbar sondern längst überfällig“ so Stephan Paulke, Vorstandsvorsitzender der basic AG.

Auch die von Aldi gewählte technische Aussortiermethode, bei der erst am 9. Tag das Geschlecht des bereits weit entwickelten Embryos festgestellt wird, kann aus Sicht der ÖTZ ethisch nicht überzeugen. Wissenschaftliche Studien belegen, dass bereits ab dem 7. Tag Schmerzempfinden nachweisbar ist.

„Das rein wirtschaftlich motivierte und nutzlose Töten dieser Embryonen als ‚Ohne Kükentöten‘ zu bezeichnen ist eine irreführende Farce. Hier kann das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher verspielt werden.“, warnt Geschäftsführerin Inga Günther. Ihrer Meinung nach werde die von Aldi gewählte Methode nicht das Kükentöten beenden, sondern „sie stellt den Einstieg in das massenhafte Embryonenschreddern dar“.

Dieser Weg führt in die vollkommen falsche Richtung. „Wir halten diese Methoden für ethisch nicht verantwortlich – weder für das Tier noch für die Gesellschaft. Sie zementiert überdies die ohnehin extreme Abhängigkeit der Landwirtschaft von Konzernstrukturen und verschlechtert und verschleiert die grundsätzlichen Probleme der Tierhaltung heute“, erklärt sie weiter.

„Bei basic verfolgen wir seit langer Zeit den ethischen Anspruch an das Tierwohl, dass die Aufzucht aller Küken die einzige überzeugende Option in diesem Bereich darstellt. Ich kann keinen Vorteil darin erkennen, wenn man die Küken kurz vor dem Schlüpfen tötet, statt danach. Im Ergebnis will man dadurch weiterhin nur die Ware billig verkaufen.“ sagt Stephan Paulke von der basic AG.

Auch die Bioverbände Demeter und Bioland haben sich gegen die zurzeit eingesetzten Methoden zur Geschlechtsbestimmung im Ei ausgesprochen. Echte Alternativen zum Kükentöten stellen nach wie vor die Aufzucht der Bruderhähne und der Einsatz von Zweinutzungshühnern dar. „Damit das nachhaltig möglich ist, braucht es höherer Preise bei Eiern und Fleisch“, so Inga Günther.

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